Vom 21.-24.09.2014 findet in Karlsruhe die S.Net-Konferenz statt. Der Workshop „Hacking Responsible Innovations“, der in diesem Rahmen am 23.09.2014 stattfindet, wird von einigen unseren Mitgliedern mitgestaltet werden. Dabei wird unter anderem das von Oliver Reuther ins Leben gerufene Projekt „Press to pain“ vorgestellt.

Press to pain – unauffällig, kontrolliert und dokumentierbar Schmerz zufügen

Im FabLab Karlsruhe wird in Zusammenarbeit mit den Universitäten Karlsruhe und Mannheim ein Gerät entwickelt, mit dem sich selbstverletzend verhaltende Menschen unauffällig, kontrolliert und dokumentierbar Schmerz zufügen können, ohne sich zu verletzen.

Projektbeschreibung

Weltweit fügen sich, je nach Quelle, zwischen 1 und 3 Prozent der Menschen (Jugendliche 5 bis 10 Prozent) regelmäßig selbst starke Schmerzen und Verletzungen zu, um emotionale Spannungen abzubauen, sich selbst zu bestrafen oder um ihren Körper intensiv wahrzunehmen. Selbstverletzendes Verhalten kann auftreten in der Pubertät, bei Borderline-Persönlichkeitsstörung, Essstörung, Depression, Zwangsstörung, psychotischen und schizophrenen Schüben, bei geistiger Behinderung, Autismus und anderen seelischen Störungen. Beispiele für selbstverletzendes Verhalten: Haut ritzen oder aufschneiden, Haare ausreißen, Kopf gegen die Wand schlagen, Nadeln in die Haut stechen, verbrühen, verbrennen, verätzen und so weiter.

In der Therapie lernen Betroffene unter anderem, schmerzhafte, aber nicht verletzende Ersatzhandlungen einzusetzen, die sogenannten Skills. Beispiele für Skills: Gummiband gegen das Handgelenk schnippsen, Eiswürfel in der Faust zerdrücken oder im Mund behalten, Chilischoten kauen, eiskalt duschen, Ammoniak riechen, mit nackten Beinen durch Brennnesseln laufen und so weiter.

Im Projekt „Press to pain“ soll ein Skill-Gerät entwickelt werden, das es Betroffenen erlaubt, sich Schmerzen unauffällig (zum Beispiel in der Schule), kontrolliert (ohne wirklich zu verletzen) und dokumentierbar (im Sinne eines elektronischen Tagebuches) zuzufügen. Die psychologischen, sozialen und technischen Implikationen des Themas werden intensiv mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern diskutiert.

Prototyp

Der Prototyp besteht aus zwei Teilen: Hard- und Software. Hardware-Grundlage ist ein Gerät, das unauffällig am Körper getragen wird und einen dosierbaren Schmerzreiz auslösen kann. Die Software ist eine Smartphone-App, die kabellos gekoppelt das Schmerzgerät fernsteuert und die Schmerzereignisse dokumentiert.