Unter dem Namen „Corona-Hilfe-Karlsruhe“ hatte sich das FabLab Karlsruhe gleich zu Beginn der Corona-Krise im Rahmen der Initiative MakerVsVirus mit dem FabLab Bruchsal zusammengeschlossen, um dazu beizutragen, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Mittels 3-D-Druck stellten wir dringend benötigte Gesichtsschilde zum Schutz vor Corona-Infektionen her und gaben diese kostenlos an Krankenhäuser, Pflegeheime, Ärzte und andere systemrelevante Einrichtungen ab. In diesem Artikel möchten wir erzählen, wie es dazu gekommen ist, und möchten einige Zahlen und Details wiedergeben. Auf unserer separaten Webseite corona-hilfe-karlsruhe.de findet ihr umfassende Informationen und zahlreiche Fotos zum Projekt und zu unseren gegenwärtigen Aktivitäten im Zusammenhang mit der Corona-Krise.
Ende März wurde das Fablab Karlsruhe e.V. von einem lokalen Klinikum kontaktiert, das einen potentiellen Engpass in der Versorgung mit sogenannten Gesichtsschilden („Faceshields“) in der nahen Zukunft sah. Glücklicherweise gab es schon ein Design-Projekt von einem bekannten 3D-Drucker-Hersteller, das die Anforderungen für Behelfs-Schutzschilde erfüllte. Natürlich sind die so hergestellten Schilde keine Medizinprodukte, aber besser als überhaupt nichts.
In den nächsten Wochen erreichten uns dann mehrere Anfragen, aber auch viele Kooperations-Angebote, unter anderem auch vom Fablab Bruchsal e.V. (in Gründung). Um das immer größer werdende Projekt zu managen, schlossen wir uns MakerVsVirus an, eine Art deutschlandweite Dachgesellschaft, die die anfallenden Aufgaben gemeinsam bewältigt, aber trotzdem primär in lokalen „Hubs“ organisiert ist.
Die Hauptarbeit bei der Herstellung war der 3D-Druck. Durch optimierte Modelle und Druckparameter sank der Zeitaufwand von ~2 Stunden auf ~45 Minuten pro 3D-gedrucktem Modell, trotzdem können zwei Fablabs mit einer Handvoll 3D-Drucker den Bedarf nicht befriedigen. Über MakerVsVirus, Mitglieder und Bekanntschaften fanden sich über 100 Einzelpersonen und Einrichtungen, die von uns mit Material versorgt wurden und die Hauptarbeit erledigten. Zusammengebaut und verpackt wurden die Behelfs-Schilde dann in den Fablabs.
Wir stellten in den nächsten Monaten über 7000 Behelfs-Schutzschilde her und verteilten diese an Kliniken, Arztpraxen, Zahnärzte, Pflegeheime und andere Einrichtungen. Seit kommerzielle Hersteller den Bedarf wieder decken können, haben wir die Produktion eingestellt, für den Fall der Fälle haben wir aber noch mehrere hundert Stück vorrätig.
Durch Spenden, Materialspenden und großzügige Rabatte bei Lieferanten konnten die Kosten so gut gedeckt werden, dass wir noch weitere Projekte gesucht haben, um sinnvoll zu helfen. Ein weiterer 3d-gedrucktes Produkt waren Ohrenentlaster: Viele Personen haben durch das ständige Tragen von Atemschutzmasken aufgescheuerte Haut hinter den Ohren. Durch ein Plastikteil, dass die Bändel der Maske hinter dem Kopf zusammenhält, wird der Druck auf die Ohren vermieden. Zudem organisierten wir Stoff für handgenähte Behelfs-Gesichtsmasken und benutzten unseren Lasercutter, um die Schnittformen zu fertigen, aber außer 2 motivierten Näherinnen ließen sich leider nur wenige Nähmaschinenbegeisterte finden.
Zahlen über das Projekt (Stand 22.09.2020)
- 8833 gedruckte 3D-Teile für FaceShields
- 7075 ausgelieferte/abgeholte Faceshields
- 697 3D-Teile, die nicht die Qualitätstests bestanden haben (8% Ausschussrate)
- 879 Stoffmasken ausgeliefert/abgeholt
- 2757 Ohrenentlaster ausgeliefert/abgeholt
- 440 bearbeitete Anfragen
- 118 3D-druckende Personen/Organisationen